Blog Special - Neuseeland - Die ganze Wahrheit
Aufgrund der Anfrage der Tause die Kontraste zwischen Neuseeland und Deutschland mehr in den Vordergrund zu rücken, schreibe ich nun diesen Spezialteil über diverse Details zum Leben in Neuseeland. Da ich natürlich noch nicht alles gesehen habe und auf meinem Lehrgang in der Schule des Lebens noch nicht ausgelernt habe, werde ich dieses Special gelegentlich aktualisieren.

Essen und Trinken: Also, man muss sagen dass Essen und Trinken mit zum höchsten Vergnügen der Neuseeländer zählt. Natürlich verständlich, bei dieser vielfältigen Auswahl an verschiedenen kulturellen Speisen (Neuseeländisch, Australisch, Europäisch, Malaisisch, Koreanisch, Indisch, Japanisch, Mexikanisch usw). Auf meiner kulinarischen Reise um die Welt sind mir schon einige Köstlichkeiten untergekommen und ich empfehle jedem, es einfach mal auszuprobieren ;). Essen und Trinken ist zudem sehr sehr billig. Da ist schonmal der halbe Preis bei MC Donalds, Burger King oder Subway drin, im Vergleich zu Deutschland. In den Supermärkten gibt es zudem alles in Übergröße. Riesige Colaflaschen, Chipstüten usw. Allerdings vermisse ich sehr das deutsche Mineralwasser, da die Kiwis nur ungesundes Trinken oder halt ihr Leitungswasser. Mittlerweile habe ich mich schon fast daran gewöhnt ;).

Leute: Die weißen Kiwis unterscheiden sich eigentlich nicht viel zu den allgemeinen Eurpäern, weshalb ich gleich zu den Maoris komme. Die Männer sind oft von einer sehr starken, kräftig gebauten Natur und im Zug oder Bus habe ich immer das Gefühl im Tour Bus der All Blacks (Neuseelands geliebte Rugbymannschaft) zu sitzen. Natürlich muss ich auch zugeben, dass fast jedes Kind und jeder Teenage Rugy spielt oder ein merkliches Zeichen von Interesse an Rugby vermittelt. Die Maori frauen platzen oft aus allen Nähten, sind aber auch ausgesprochen gute Köche, weshalb der Austausch von Kochrezepten und das gegenseitige Duell im Kochen zu einer der höchsten Vergnügen zählt. Liebe geht bei den Maoris hauptsächlich durch den Magen weshalb der scheinbar unfaire Deal zwischen fetter Kuh und athletischem Rugbyspieler gerne in Kauf genommen wird. Merklich ist vorallem die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, egal ob weißer Kiwi oder Maori. Vor jedem Handel wird gerne gequatscht. Z.b übers Wetter oder wie es einen hier gefällt. Nicht etwa um sich beim Kunden einzuschmeicheln, nein - einfach aus Interesse und es eilt ja auch nicht. Natürlich liebe ich es mit jedem über sinnlosen Mist zu labern ;). Auch zu vermeindlich unterentwickelten Leuten wie Busfahrern ist jeder freundlich und winkt und bedankt sich. Zudem stehen die Kinder hier noch auf wenn ältere Leute keinen Sitz mehr bekommen. Die perfekte heile Welt ;)

Arbeit und Beruf: Regulär beginnt die Arbeitzeit in den Geschäften 08.30 und in den weniger zentral gelegenen Einrichtungen auch mal 11.00 Uhr. Enden tut sie generell um 17 Uhr mit Ausnahme in der Queenstreet wo sich die ganzen Aasgeier tummeln. Gemütlich also. Einst fragte ich mich, wie man dann noch zur Post oder Bank gelangen kann aber dafür gibt es natürlich auch eine Lösung. In Neusseland stört es keinen wenn man mal keine Lust auf Arbeit hat und sich frei nimmt. Die meisten bleiben z.b zum Geburtstag daheim. Auch Geoff der eine leichte Erkältung hatte, hat sich für 3 Tage frei genommen ohne mit der Wimper zu zucken. Dieser Tag wird liebevoll "Sicky" genannt. Ich denke, deshalb sind auch die Leute hier viel entspannter und weniger gereizt zu der Kundschaft. Es bleibt also genug Zeit um zu backen und zu kochen ;)

Lebensweise: Stress ist natürlich gar nicht gut. Und stressig ist es auch das Haus zu putzen. Also ich kann mich nach 5 Wochen gar nicht erinnern, dass jemals das Bad sauber gemacht wurde. Einmal wurde sogar das Wohnzimmer gesaugt und Fingerabdrücke am Edelstahlofen oder Kühlschrank tun auch keinen weh. Zudem gibt es ja diesen total praktischen Müllschlücker im Abfluss der einfach alles frisst und man nicht erst lästig eine Biotonne unterhalten muss. Heizungen und Doppelglasfenster gibt es hier auch nicht. Dafür sind die elektronischen Heitskörper extrem beliebt und nach etwa 2 Stunden kriegt man die Wohnung von schonmal kuscheligen 10°C auf schwitzige 20°C ;)

Verkehrsmittel: Die Kiwis sind ja unheimlich stolz auf ihre Bahn, auch wenn sie dazu wirklich keinen Grund haben. Die Bahn ist einfach total schrecklich. Sie ist laut, langsam und schwingt während der Fahrt unmöglich hin und her. Wer Takeshi's Castle kennt und sich an das Spiel mit der ehemaligen Zugstrecke erinnert wo die Leute versuchen musste während der Fahrt nicht von ihren Sitzen zu fallen, weiß wovon ich rede. Zudem muss man hier eigentlich auch nicht bezahlen, da öfter mal kein Kontrolleur anwesen ist oder der Kontrolleur erst nach der hälfte der Strecke kommt und man sagen kann dass man eben erst eingestiegen ist. Der Schaffner ist übrigens auch gleichzeitig der Mechaniker und steigt im Falle eines Defekts gerne mal aus und kriecht unter die Wagons. Mit den Bussen ist es noch schlimmer: hier werden keine Stationen angesagt, was soviel heißt wie dass man einfach raten muss, wo man ist oder man muss den Busfahrer nerven. Um den Bus zum anhalten zu bringen muss man an einem alten Strick ziehen, der sich an der Decke des ganzen Buses spannt und am Ende ein Gong auf eine Blechklingel schlägt. Netterweise macht der Busfahrer auch gerne mal einen Umweg und fährt einen bis vor die Haustür, wenn man sich mal verirrt hat und als einziger im Bus bleibt ;)

Autos: Im Grunde ist Neuseeland nix weiter als ein wirklich gewordener 2 Fast 2 Furious Film. Abgesägte Auspuffe und eine durchschnittliche Drehzahl von 5000 ist hier nix besonderes. Auch Omis steigen gerne mal in einen Nissan Skyline oder in einen Toyota Supra um damit schnell in die "Foodtown" zu huschen um schnell noch etwas Mehl zu kaufen. Der Neuseeländische Opel (hier Holden genannt) gibt es scheinbar nur in getunter Standartauslieferung, da ich hier nicht einen einzigen ungetunten Opel gesehen habe. Wie im Film kann man gelegentlich heiße Straßenrennen zwischen Polizei und jungen Rasern (ja, das Autofahren ist hier ab 15 erlaubt ;)) verfolgen. Wobei ich hier auch erwähnen muss dass Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen wirklich lustige Sirenen haben die gelegentlich die Geräuschart wechseln und es wie ein Lied klingen lassen ;). Im Allgemeinen kosten die Autos hier etwa 50-60% weniger als in Europa. Ausgenommen deutsche Autos. Diese sind sehr teuer da sie erst importiert und umgebaut werden müssen.

Kraftstoff: Es verwundert keinen, dass rasen so beliebt ist wenn man die Preise für Benzin und Diesel anschaut. Mit gerade mal 50 Eurocent für Diesel und 80 Eurocent für Benzin pro Liter muss man auch nicht besonders auf den Verbrauch achten ;)

Straßen: sehen extrem amerikanisch aus, mit ihren großen gelben "Vorsicht Enten-Karawane-Schilder" und den schwarz-gelben Straßenmakierungen. Autobahnen gibt es hier nur wenige und wenn man mal auf einer fahren muss kommt man vielleicht nur mit 30 km/h im Berufsverkehr davon. 90 Minuten mit dem Bus für etwa 20 km ist da nichts besonderes. Aber wir haben hier ja auch Zeit...

Straßennamen:
sind ja hier mal ganz verrückt. Wer auf Zungenbrecher steht, der wird hier auf jeden Fall glücklich. Die Straßennamen tragen teils englische-, teils maorische Namen - was eigentlich sehr gut ist und sich somit ein Teil der Kultur wiederspiegelt. Hier einige Beispiele: Karangahape Road, Mahuhu Crescent, Tamaki Drive, Ngapipi Road, Te Arawa Street, Kohimaramara Road).

Junge Leute:
sind auch viel freundlicher als in Deutschland. Während man in good old Germany dumm von der Seite angemacht wird, bekommt man hier einen wunderschönen Tag gewünscht und wird sogar noch als "Bro" bezeichnet ;)

Wenn man sich mal zu Fuß fortbewegt:
dann wird dies sehr gerne Barfuß getan. Egal ob im Winter bei 5°C und Regen oder im Sommer bei 30°C, Schuhe werden teilweise einfach nur verpöhnt. Shoppen, Autofahren oder mit dem Hund gassi gehen, alles wird Barfuß erledigt. Ich empfehle übrigens keinem die Shetland Street entlang zu laufen, denn da macht der Nachbarshund jeden morgen sein vulgäres Geschaft auf den Gehweg.

Enten:
lieben Auckland. In einigen Gegenden gibt es sogar spezielle Straßenschilder die auf Enten hinweisen (eine Große Ente und 2 kleine Enten dahinter). Erst letztens habe ich im Bus warten müssen, bis die Entenfamilie die Straße sicher überquert hatte bevor der Bus weiterfuhr. Anne hat immer Mitleid und füttert das Entenpärchen im Garten. Sehr zum Leidwesen von Geoff, der sich jeden Frühlung darauf freut, den Entenkot vom Dach zu kratzen. Letztens sah ich zu meiner Überraschung auch ein lesbisches Entenpärchen. Der Todfeind der Ente ist übrigens die gemeine Straßentaube.

Der Neuseeländische Dollar:
hat nur 2-Dollar-, 1-Dollar-, 50-Cent-, 20-Cent- und 10-Centmünzen, was sehr bequem ist und einem die lästig schwere Brieftasche erspart. Sollte man meiner Meinung auch in Deutschland einführen. Übrigens: in den Supermärkten kostet das Brot aber gerne mal 3,95$. Es wird dann einfach locker-flockig aufgerunded.

Toastbrot:
Wenn wir schonmal beim Thema sind: Das wird auch gerne mal gefroren getoastet und kommt dann auch "well done" aus dem Toaster. Dunkles Brot gibt es nur in den Bioläden.




uknig22 am 26.Aug 09  |  Permalink
Was ein Traumland! Wenn man keine Lust hat zu arbeiten, nimmt man sich einfach mal einen "Sicky". Grandios! Und putzen ist auch zu stressig? Noch besser......